Tag 66 Zwischenstand

Gestern haben wir ja die letzten Schritte auf der Nordinsel erledigt. Heute stand nicht mehr viel auf dem Programm. Am Morgen noch eine Schachtel zum verschicken der Essensbox für die Südinsel gekauft, einladen, wegschicken. Danach noch etwas freie Zeit.

Deshalb hier ein Zwischenstand:

Ich habe mir zuvor nicht erdenken können, daß die Wege zum Teil so schwer zu gehen sind. Diese Wege mit Wurzeln und Schlammlöchern sind mit keinen „manikürten“ Wegen in Deutschland zu vergleichen. Die wachsende Beliebtheit dieses Trails tut ihr übriges dazu. Die Schlammlöcher werden größer, jeder versucht drumrumzukommen. Bei manch einem Schlammloch versinkt der Wanderstock bis zum zweiten Knickgelenk. Das sind 50-60cm Schlamm.

Auch findet man in Mitteleuropa kaum ein Wald, durch den man 14 h laufen kann, ohne jemandem zu begegnen.

Die Gegend hat eine Schönheit, die mich fasziniert. Wir sind viele schöne Strecken gelaufen. Strand, Wald und Stadt im Wechsel. So ist die Strecke nicht eintönig.

WIe schon gesagt, auf die langen Straßenkilometer habe ich verzichtet. Und mein persönliches Empfinden ist so, als dass diese es nicht wert sind, sie zu laufen. Hier darf jeder seine eigene Ansicht haben.

Unterwegs habe ich schon ein paar Kilo meines ausreichenden Körpergewichts verloren. Mehr als mein Rucksack ohne Essen und Wasser wiegt. Ich habe schon gemerkt, dass auch in den Bergen mein Tempo gegenüber meinen Mitwanderinnen zugenommen hat. Bin zwar immer noch langsamer, aber ich hole auf.

Auch meine Mitwanderinnen haben Körpergewicht verloren. Diese dürfen aber nicht so weiter machen. Ich schon 😉

Ein paar Schuhe habe ich komplett kaputt gelaufen. In den Stiefeln bin ich nicht lange gelaufen, das hatte keinen Sinn. Mal schauen, wie viele Schuhe ich noch auf der Südinsel brauche. Ich starte die Südinsel in neuen Schuhen.

Zwei paar Socken zerschlissen. Jeweils Löcher drin. Auch hier starte ich mit einem neuen Paar.

Ein T-Shirt mit Löchern, diese sind meist durch Gewalteinwirkung entstanden. Das Schultermaterial ist aber auch deutlich dünner gewesen. Auch hier ein Neues.

Ein Stockbruch. Den Überlebenden nehme ich als Ersatz mit. Mit einem durch den zweiten Teil der Tararuas zu laufen hat meinen Knien nicht gut getan.

Zwei Löcher gebuddelt. Und das an einem Tag. Und nur, weil meine Verdauung an diesem Tag nicht so wollte. Sonst hätte es auch ohne Loch ausgehen können.

Eine muskuläre Zwangspause, die dann auch zu einem riesigen Überspringen eines Abschnitts geführt hat.

Die Beine sahen zum Teil aus als hätte ich Masern. Diese Sandflies sind ganz schön gemein. Die lange Unterhose hatte ich deswegen auch immer nur aus Schutzgründen an, nie weil es kalt gewesen wäre.

Das Wetter war uns bis hierhin wohl gesonnen. Wir konnten alles mehr oder weniger so machen, wie wir wollten. Das Tongariro Crossing hätte schöner sein können und die River Journey hätte ein Tag früher beginnen können. Aber im großen und ganzen sind wir gut durchgekommen.

Die Menschen hier sind super freundlich und hilfsbereit. Um so ländlicher die Gegend, um so freundlicher sind die Leute. Sätze wie, „Ich bin gerade nicht da, ich habe aber unsere Hintertüre aufgelassen. Geht rein und macht euch Tee.“ kennt man in Europa nicht mehr. Ich denke das wird sich weiter ändern, auch hier wird man langsam misstrauischer. Dazu tragen auch Wanderer mit bei, die mit minimalem Budget unterwegs sind und sich willentlich versuchen durchzumogeln. Das ist zwar unter 100 oder 1000 nur einer, aber dieser eine kann ganz schönen Schaden anrichten. Wenn jemand auf seinem Zeltplatz 20 Wanderer übernachten lässt und einer versucht nicht zu zahlen. Fällt ja nicht auf. Dann wird sich der Besitzer überlegen, ob und wieviele er überblicken kann. (Es ist aufgefallen)

Ausblick:

Morgen früh setzen wir auf die Südinsel über. Auf dieser wird Auslassen etwas schwieriger. Nach langem Hin und Her habe ich mich aber entschieden, die Richmond Ranges auszulassen. Ich sehe das als Verlust und Niederlage an. Aber die Anzahl der Höhenmeter, an für mich mindestens 8-10 Tagen, lassen Zweifel zu, ob ich das packe. Deshalb habe ich mich schweren Herzens entschieden, diese auszulassen. Die restliche Südinsel will ich aber bis mindestens Te Anau so machen. Auch beim Rest sind viele Höhenmeter mit dabei, aber nicht in solch einer Konzentration wie in den Richmonds.

Auch bleibt die Wandergemeinschaft mit den Damen bestehen, die Vorteile überwiegen. Unsere Tagesabschnitte sind in etwa gleich groß und noch kommen wir gut miteinander aus.

Und noch sind wir nicht von der großen Welle der Wanderer eingeholt worden. Auch wenn sie näher rückt. Bleibt das Wetter vorteilhaft, holen diese uns vielleicht auch nicht ein. Welch ein Gedanke, eine Hütte im Gebirge für sechs Leute und 14 Leute versuchen Platz zu finden. Z.B. An der Nichols Hut in den Tararuas wird es dann knapp mit Zeltplätzen. Hoffen wir auf gutes Wetter!

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